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27.09.2024

Stellungnahme zu den Entwürfen für Szenariorahmen für die Netzentwicklungspläne Strom und Gas/ Wasserstoff

Das Wichtigste in Kürze

Zum Entwurf eines Szenariorahmens für den Netzentwicklungsplan Strom

Für die Stromproduktion aus Biomasse wird im Entwurf davon ausgegangen, dass die erzeugte Strommenge 2045 von aktuell ca. 46 TWh (netto) auf 9 TWh abnehmen wird. Diese extreme Annahme ist für uns aus mehreren Gründen nicht nachvollziehbar:

  • Eine Flexibilisierung von bestehenden Bioenergieanlage ist wesentlich günstiger und schneller als der Bau neuer Wasserstoffkraftwerke.
  • Auch ohne Flexibilisierung muss berücksichtigt werden, dass bestehende erneuerbare Leistung zugunsten von neuen Gaskraftwerken rückgebaut werden soll.
  • Viele Biomassesortimente eignen sich aus technischer, wirtschaftlicher sowie umwelt- und klimapolitischer Sicht am besten für den Einsatz in dezentralen KWK-Anlagen.
  • Dezentrale Biogasanlagen und Holzheiz(kraft)werke sind in regionale Stoffkreisläufe und Wertschöpfungsketten eingebunden und für die kommunale Wärmeplanung unentbehrlich.
  • Stromerzeugung aus Biomasse und stoffliche Nutzung von biogenem CO2 ergänzen einander.
  • Bundestag, Bundesrat und zuletzt auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck haben sich in den letzten Monaten explizit für eine Nutzung von Bioenergie als Flexibilitätsoption im Stromsektor auszugesprochen.

Aus diesen Gründen sollte zumindest in einem Szenario angenommen werden, dass die aus Biomasse erzeugte Strommenge auch langfristig in etwa auf dem heutigen Niveau von 46 TWh verbleibt. 

Zum Entwurf eines Szenariorahmens für den Netzentwicklungsplan Gas/Wasserstoff

Die Bandbreite der Szenarien, weil kein Szenario betrachtet wird, indem langfristig auch erneuerbares Methan (Biomethan, synthetisches Methan) eine relevante Rolle in der Gasversorgung spielt. Ein solches Szenario sollte insbesondere aus folgenden Gründen betrachtet werden:

  • Von Seiten der europäischen Kommission, der Bundesregierung, dem Bundestag sowie der Bundesländer gibt es mehrere klare politische Bekenntnisse zur Nutzung von Biomethan als essentiellen Teil des Energiesystems der Zukunft. Diese stehen im Kontrast zu Szenarien, in denen die Methaninfrastruktur langfristig vollständig verschwindet. Hier sei insbesondere das Ziel der EU, 35 Mrd. Kubikmeter Biomethan bis 2030 verfügbar zu machen, erwähnt.
  • Noch ist unklar, ob bis 2045 ausreichend saisonale Wasserstoffspeicherkapazitäten geschaffen werden können, um die Wintermonate zu überbrücken.
  • Einige Industriezweige benötigen unabhängig von der Art der Energieversorgung Kohlenstoffmoleküle als Grundstoff für Ihre Produktionsprozesse („stoffliche Nutzung“).
  • Für den Seetransport eignen sich Kohlenwasserstoffe wie synthetisches bzw. Bio-Methan besser als reiner Wasserstoff.
  • Deutschlands Gasnetz ist in die internationale Gastransitinfrastruktur eingebunden, die auf absehbare Zeit auf Methan basiert.

Die Berücksichtigung von Biomethan im Rahmen der Gasnetzeinspeisung sollte mindestens folgende Aspekte berücksichtigen:

  • Potenziale zur Produktion von Biomethan und synthetischem Methan auf Basis von biogenem CO2 in Deutschland: Nach Einschätzung der Bioenergieverbände ca. 150 TWh in 2030.
  • Potenzielle regionale Schwerpunkte bei der dezentralen Einspeisung in Deutschland: vor allem Nord-, Nord-West- und Ostdeutschland sowie Bayern.
  • Potenziale für den leitungsgebundenen Import und Transit von Biomethan: Ca. 875 TWh in 2050 in Europa, ggf. zzgl. außereuropäischer Importe.
  • Potenzielle „Ankerkunden“ für eine Dimensionierung des Netzes: Saisonale Speicher, Back-Up-Kraftwerke, Fernwärmenetze, Industrie mit CO2-Bedarf, LNG-Terminals sowie Transitleitungen.
  • Potenzielle dezentrale Nachfrage in der Gebäudewärme: Vrs. 13 bis 45 TWh in 2040