Bioenergie ist unverzichtbar für europäische Klimaschutzziele
Berlin 28.02.2024: Der Beitrag der Bioenergie zur Energie-, Wärme und Verkehrswende wird von der Bundesregierung völlig unzureichend erkannt. Das zeigt der im November 2023 veröffentlichte Entwurf des aktualisierten Nationalen Energie- und Klimaplans (NECP). Im NECP unterrichtet die Bundesregierung die Europäischen Kommission, wie Deutschland beabsichtigt, seine Klima- und Energieziele zu erreichen. Wie bereits in den Vorjahren wird Deutschland laut NECP auch zukünftig die Klimaschutzziele verfehlen. Dennoch berücksichtigt der NECP die Stärken der Bioenergie nicht ausreichend.
Für das Hauptstadtbüro Bioenergie (HBB) und den Bundesverband Bioenergie (BBE) ist es unverständ-lich, warum im NECP die Potenziale der nachhaltigen Bioenergie einmal mehr nicht anerkannt werden und keine zielgerichtete Förderung vorgesehen ist. Um eine zukunftsfähige Wirtschaft und Treibhausgasneutralität zu erreichen, führt kein Weg an der Bioenergie vorbei. Dazu die Bioenergieverbände in ihrer Stellungnahme: „Die nachhaltige Bioenergie leistet einen unverzichtbaren Beitrag zu den Klima- und Energiezielen Deutschlands und einer sicheren und unabhängigen Energieversorgung. Sie stellt nicht nur gesicherte und flexibel regelbare Leistung für Strom und Wärme bereit, sondern ist auch im Verkehrsbereich bislang die einzig nennenswerte klimaschonende Antriebsoption.“ Der NECP wider-spricht damit nach Einschätzung der Bioenergiebranche dem aktuellen Erfahrungsbericht zum Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und zum Windenergie-auf-See-Gesetz aus dem Januar diesen Jahres, der die große Bedeutung der Bioenergie für den Klimaschutz verdeutlicht: Demnach wurden von den insgesamt durch erneuerbare Energien vermiedenen rund 236 Mio. t CO2 ca. 78,8 Mio. t durch die Nutzung von Biomasse eingespart. Davon entfielen 29,7 Mio. t auf die Stromerzeugung, 39,1 Mio. t auf die Wärmeerzeu-gung und ca. 10 Mio. t auf den Einsatz von Biokraftstoffen im Verkehr. Die Bioenergie ist mit ihrem Wert-schöpfungspotenzial zugleich ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im ländlichen Raum, wie die Verbände betonen.
Gleichzeitig kritisieren die Bioenergieverbände, dass die Rolle der Bioenergie für Kohlenstoffspeicherung und -nutzung im NECP kaum Beachtung findet. Das Potential der CO2–Abscheidung der Bioenergie in Deutschland liegt laut einer Studie im Auftrag des BBE bei 13–30 Mio. t CO2. Die kürzlich vom Bun-deswirtschaftsministerium vorgelegten Eckpunkte zur Carbon Management-Strategie adressieren hingegen die Abscheidung von CO2 aus Bioenergie explizit. Kohlenstoffspeicherung und -nutzung müssten sich demnach auch im NECP stärker wiederfinden, da ohne den Entzug von CO2 aus der Atmosphäre Klimaneutralität nicht zu erreichen sei, so die Bioenergieverbände. Bioenergie setzt im Kreislauf biogenes CO2 frei, das für eine stoffliche Nutzung bspw. als Grundstoff für die chemische Industrie oder in der Kraftstoffherstellung verwendet werden kann, ebenso wie für eine dauerhafte Speicherung des abge-schiedenen CO2. Nach Ansicht der Bioenergieverbände ist jetzt der Aufbau Wertschöpfungsketten für biogenes CO2 entscheidend. Diesen integrativen und evolutionären Ansatz vermisst die Bioenergiebranche im NECP.
Im Bereich Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF) beruhen die Ziele des NECP zur Treibhausgasbindung auf der sogenannten LULUCF-Verordnung. Die Ziele der LULUCF-Verordnung sind politisch festgelegt und lassen wissenschaftliche Erkenntnisse außen vor, wie die Bio-energieverbände betonen. Zur Erklärung: Beim Vergleich der LULUCF-Senkenziele für das Jahr 2030 von -30,8 Mio. t v und der vom Thünen-Institut projizierten Bindung von -17,7 Mio. t. CO2 verfehlt der LULUCF-Sektor seine Ziele um ca. 13,1 Mio. t CO2. Laut NECP werden die Ziele auch noch bis ins Jahr 2045 verfehlt. Die Bioenergieverbände fordern deshalb eine Anpassung der Ziele für die Treibhausgasbindung im LULUCF-Bereich auf ein realistisches und wissenschaftsbasiertes Niveau.
Die Stellungnahme von HBB und BBE zum NECP finden Sie hier.